Je mehr die eigenen
Ja-aber-Argumente verschwinden, desto
ergiebiger wird Gruppenarbeit. Es gibt
Lerngruppen, die überhaupt keine
Vorstellung davon haben, in der Schule und
speziell im Musikunterricht etwas für sich
selbst lernen zu können. Diese Klassen
brauchen überhaupt erst einmal
Erfolgserlebnisse in einem klaren
Lernablauf, in der gelenkten Rhythmusgruppe,
in kleinschrittigen Höraufgaben zu einer
für sie interessanten Musik. Ein großes
Ja-aber ist die Lautstärke in der Klasse,
wenn in Gruppen probiert oder geübt wird.
Dagegen helfen im Idealfall mehrere Räume,
aber auch jederzeit Watte oder
Papiertaschentuchschnipsel im Ohr - für
LehrerInnen wie für SchülerInnen.
Zur schwierigen Frage "Wie soll ich
Gruppenarbeit denn bewerten?" im späteren
Text mehr. Damit die Gruppenarbeit gelingt,
sollte die Lehrperson...
einen deutlichen Anfangsimpuls geben;
ein absolut einzuhaltendes Leisezeichen
einführen und anwenden;
unterbrechen, wenn etwas aus dem Ruder zu
laufen scheint;
sich zurückhalten, aber ständig für Hilfe
zur Verfügung stehen;
Zeitvorgaben für eine Gruppenphase
transparent machen;
sich wertschätzend verhalten (ohne
"pädagogisches Lob"), einzelne Außenseiter
unterstützen;
Eigenarten der Klasse in die Aufgabe
einbeziehen;
bei Präsentation und Feedback auf sachliche
und konstruktive Wortwahl achten.
Es ist leicht gesagt, mal
eben Gruppen zu bilden. Wer seine Klasse
kennt, hat sicher eine
Vorstellung davon, wie klar die Kinder
Regeln einhalten können (und wollen!) und
an Ergebnissen interessiert sind; wieviel
sie sich musikalisch zutrauen, wer gern
mit wem arbeitet, wer wen eher stört und
wer doch immer wieder den Erwachsenen im
Raum sucht.
Beim Lernen und Üben in Gruppen empfiehlt
es sich, von Anfang an für verschiedene
Aufgaben auf unterschiedliche
Gruppenzusammensetzungen zu achten, damit
keine festen In-Groups entstehen. Eine
gute soziale Kompetenz wird durch
gegenseitiges Kennenlernen stärker
ausgebildet als durch Abgrenzungen (und
Ausgrenzungen).
Zusammenstellungen
nach Zufallsprinzip
Diese Gruppenzusammenstellungen sind
wichtig um zu lernen, dass man auch mit
anderen
Menschen zusammenarbeiten kann (manchmal
muss), die man sich nicht ausgesucht hat.
Schule kann nicht nur Spielraum sein ("Mit
Spaß geht alles leichter..."), sondern ist
auch
Arbeits-, Lern- und Lebensraum. Eine
Zusammenstellung, die garantiert, dass
Kinder nicht zufällig ihre Nachbarn als
Partner bekommen, ist das Abzählen, z. B.
"1, 2, 3, 4, 5, 6, 7." Bei 21 Kindern
wären in diesem Beispiel immer drei Kinder
in einer Gruppe, die zur gleichen Zahl
gehören. Solche Dreiergruppen können gut
einfache und formale Aufgaben lösen.
Andere Zufallsgruppen entstehen durch das
Ziehen von Bildkarten, z. B. mit Tieren.
Die Katzen-, Hunde-, Hasengruppe bekommt
jeweils eine in der Regel themengleiche
Aufgabe. Dasselbe gilt für das Ziehen
verschiedenfarbiger Murmeln aus einem
Säckchen und Ähnliches. Vor allem, wenn
Kinder solche Aufteilungen aus anderem
Unterricht kennen, ist es gut, sie im
Musikunterricht genau so anzuwenden.
Beispiel für eine einfache Aufgabe:
"Vergleicht zwei Instrumente im Musikraum
und notiert Ähnlichkeiten sowie
Unterschiede. Arbeitsteilung: Ein Kind
probiert es aus, ein anderes misst es aus,
das Dritte protokolliert frei oder auf
einem vorbereiteten Bogen."
Beispiel für eine formale Aufgabe:
"Erfindet eine Musik, die am Anfang sehr
langsam beginnt, in der Mitte entweder
schneller wird oder plötzlich schnell ist
und am Ende langsam aufhört." Die
Ergebnisse können völlig verschieden
klingen, aber sie müssen der
Aufgabenstellung entsprechen. Der Aspekt
Tempo wird dadurch auch für späteres
gemeinsames Musizieren bewusster gemacht.
Beispiel für eine inhaltliche Aufgabe:
"Programmmusik. Findet Instrumente und
Klänge,
mit denen ihr Musik spielen könnt, die wie
ein Sonnenaufgang klingt." Die Ergebnisse
werden völlig verschieden klingen. Die
Kunst, ein nichtmusikalisches Ereignis mit
Klängen darzustellen, wird durch die
eigenen Versuche problematisiert. Die
SchülerInnen setzen sich in der Gruppe
damit auseinander, was in der Musik das
Dunkle darstellt, was fürs Hellerwerden
stehen kann, welche Klänge für Licht
geeignet sind und wie man einen
allmählichen Übergangs gestalten kann.
Zusammenstellung
nach freier Wahl
Wenn es um vorwiegend kreative Prozesse
geht (Ausprobieren, Improvisieren,
Komponieren, musikalische Anwendung von
Gelerntem in Gruppengestaltungen usw.),
ist es erfolgversprechender, wenn die
Kinder ihre PartnerInnen selbst wählen.
Uns fallen oft bessere Dinge ein, wenn wir
sie mit Menschen ausprobieren, die wir
mögen. Probleme, die durch Ausgrenzung
Einzelner entstehen, werden hier besonders
sichtbar, können aber gerade deswegen in
einem Musikunterricht, der viel Wert auf
Gruppenarbeit setzt, gemeinsam bearbeitet
und gelöst werden.
Wenn Gruppenarbeit in einer Klasse geübt
ist, kommt oft die Frage: "Dürfen wir
heute wieder selber Musik erfinden?" Für
diese Stunden eignen sich am besten freie
Gruppenzusammenstellungen. Die
Kommunikation innerhalb der Klassengruppen
geht hier in der Regel am fruchtbarsten in
das Ergebnis ein. (Achtung: Nebengespräche
möglichst früh abfangen und freundlich
auf die Arbeit verweisen.) Dann können
sowohl ganz offene Aufgaben ("Erfindet
eine Musik"), als auch halb offene
Aufgaben ("Erfindet eine Musik zum Thema X
(Abschied, Bahnhof, Hänschen klein
umkomponieren") gestellt werden.
Halboffen, weil es zwar ein Thema zum
Abarbeiten gibt, aber keinerlei formale
Vorgaben existieren. Beim Feedback
hinterher geht es dann neben den Fragen,
wie interessant und klar das Musikstück
war, wie gut das Zusammenspiel geklappt
hat usw. auch darum, woran die Umsetzung
des Themas zu erkennen war.
Kriteriengeleitete
Wahl 1 - Wer arbeitet gut mit wem
zusammen?
Wenn Aufgabenstellungen bestimmte
Fähigkeiten voraussetzen, können kleine
Gruppen ähnlich wie Mannschaften gewählt
werden. Wenn die Kinder die Aufgabe kennen
und überschauen, wer was kann, wählen sie
für die jeweilige Aufgabe mehr nach
Expertentum, als nach Freundschaft aus.
Beispiel: Gestaltungsaufgabe: Musik
für zwei Trommeln, ein Melodieinstrument
und (ein- bis zweimal) Klapperkram. Vier
bis fünf Kinder werden gebraucht.
Meistens wählen zweckmäßigerweise
diejenigen, die sich zutrauen, eine
Melodie zu spielen, denn sie wissen oft,
wer einfühlsam trommelt und wer (noch)
nicht so. Nach der Gruppenwahl geht es an
die Arbeit: "Findet ein Musikstück, wo
sich eine Melodie auf den Weg macht
(mehrmals gespielt wird) und (akustische)
Abenteuer (Störungen oder Begleitungen)
bestehen muss, um nach spätestens zwei
Minuten zu Hause anzukommen und sich
ausruhen darf (ein letztes Mal langsam
allein spielt)."
Kriteriengeleitete
Wahl - 2 Wer macht was am liebsten und
besten?
Größere Projekte sind nicht ohne Weiteres
dadurch zu schaffen, dass alle alles
machen.
Beispiel: Einstudieren eines
Minimusicals, z. B. das
Einschulungsmusical von Lie Bruns in
diesem Heft (S. 44). Auch wenn vielleicht
alle Kinder die Lieder singen sollen, gibt
es doch arbeitsteilige Aufgaben, die
gruppenmäßig aufteilbar sind
(themendifferente Gruppen): Eine Gruppe
malt die Buchstabenplakate, eine weitere
übt Begleitungen zur ABC-Band, eine
dritte sucht Strophen aus Es ist der
gleiche Wind aus, eine vierte findet
Bewegungen zu Salibonani, eine fünfte
legt Bodypercussion für Schule
ist
für
alle da fest und übernimmt für
die Aufführung die Position in
der ersten Reihe, um das Publikum
sicher zum Mitmachen anzuregen.
Auch arbeitsteilige Gruppen in
kleineren Unterrichtseinheiten
gehören in diese Kategorie "Wer
macht was am liebsten und besten?"
In der "Hexenzauber"-Einheit in
diesem Heft kommen
unterschiedliche Aktionsformen
für unterschiedliche Gruppen vor,
auch wenn das auf den ersten Blick
nicht so aussieht. Es gibt viermal
Verklanglichung von verschiedenen
Hexensprüchen (Kinder ordnen sich
der Sache zu), einmal Komposition
mit Stabspielen (Kinder ordnen
sich nach Lust, Zutrauen zu
Fähigkeiten zu) und fakultativ
szenisches Spiel, das zwar im
Beitrag als möglicher Bestandteil
der Gruppen eins bis vier benannt
wird, aber das auch an eine
sechste Gruppe von Kindern gehen
könnte, die sich musikalisch
wenig, szenisch aber viel zutraut. |

Vorbereitung der
Präsentation in der Gruppe
|
Pädagogische
Gesichtspunkte: Wer arbeitet heute mit
jemand ganz Anderem zusammen?
Es gibt Situationen, wo die Lehrkraft ihre
Leitungsrolle klar zeigen sollte und
Gruppen einteilt. "Heute arbeiten mal x
und y zusammen. Ich möchte gern wissen,
wie ihr diese Aufgabe gemeinsam löst."
Leistungsvermögen, Spezialfertigkeiten und
-interessen können dabei eine Rolle
spielen. Es könnte z. B. gut sein, dass im
Beispiel von Matthias Kloß
(Vogelhochzeits-Rap, S. 14) einige Kinder
schon an der Idee verzweifeln, eigene
Strophen reimen zu müssen. Hier könnte
man sprachlich ausdrucksstarke Kinder mit
anderen zusammen in eine Gruppe geben:
Jemand könnte beim Ausprobieren des Textes
mit einem Bleistiftschlagzeug das
Timekeeping übernehmen, jemand anderes
schreibt die Ideen auf usw. Wo Dinge gar
nicht gut zusammenlaufen, dürfen
SchülerInnen nach Rücksprache mit dem -
in diesem Fall steuernden - Lehrer auch
die Gruppe wechseln, so lange noch Zeit
genug ist, dass ein Ergebnis möglich wird.
Spontane
Gruppenbildungen
Mal eben in Gruppen etwas machen - das
gelingt nur, wenn Gruppenbildungen geübt
oder
Aufgaben klein und spontan sind, z. B.
hier im Heft die Liederraterunden von
Frigga Schnelle (S. 12). Als LehrerIn ist
es interessant dabei zu beobachten, welche
Kinder sich spontan zusammenschließen:
Sind es die, die sich gute Ergebnisse
versprechen, also Cracks um sich scharen?
Oder sind es die, die sich gut verstehen,
Auswahl nach Sympathie? Es kann ja hier
kaum etwas schief gehen, da nicht alle
SchülerInnen ein Lied zum Erraten
vorstellen müssen. Spiele, die Spaß
machen sollen, geben Hinweise auf die
Chemie der Klasse und können die Fähigkeit
zur Arbeit in Gruppen verstärken.
Beispiel: Einen kurzen Rhythmus in
der Gruppe üben, mehrmals spielen, mit
Körperinstrumenten als Runden- oder
Wechselspiel spielen, mit gleichen oder
unterschiedlichen Musikinstrumenten
klanglich abwechslungsreich gestalten,
gelernte Dinge wie Kette, Aufbau/Abbau,
Kanon, solo-tutti-Wechsel anwenden und das
Ganze zu einem kleinen Musikstück
zusammenbringen bringen. (Material dazu u.
a. in
MUSIK in der Grundschule
1/12 zum Thema Rhythmus.) Diese kleine
spontane Gruppenarbeit erfordert kaum
Aufwand und ist weitgehend
unproblematisch.
Wenn
Gruppenarbeit hakt
In einer vierten Klasse, die angeblich
gern in Gruppen arbeitet, stelle ich z. B.
fest, dass die Gruppenarbeit im Musikraum
nicht gut funktioniert: Manche Kinder
werden ausgegrenzt, manche bekommen nie
die Instrumente, die sie gern hätten,
manchen "fällt nichts ein", manche haben
in ihrer Gruppe nichts zu sagen, usw. Eine
Stunde, die die Situation wesentlich
verbessert hat, ging so: "Heute sollt ihr
zu dritt ein Musikstück erfinden. Ein
Instrument soll die ganze Zeit lang
spielen, eines soll nur einmal kurz
spielen und eines soll ein paar Töne wie
eine Melodie zweimal spielen. Findet
zuerst eure Gruppe." Die Gruppenbildung
wird überprüft und "repariert". Sechs
Kinder bilden nur Paare und wollen sich
nicht trennen. Es wird gemeinsam
ergründet, was bei der Musikarbeit gegen
eine 2x3-Aufteilung spricht und
tatsächlich ergeben sich doch noch zwei
Dreiergruppen daraus. "Besprecht jetzt,
welche Instrumente ihr für die Aufgabe
verwenden wollt!" Ich unterbreche nach
zehn Sekunden: "Könnt ihr euch gut hören?
Stellt euch doch die Stühle im Dreieck
auf, damit alle etwas mitbekommen." "Seid
ihr schon zu den Instrumenten gegangen?
Habt ihr euch vorher abgesprochen?"
Nachdrücklich wird hier die
Gruppenabsprache eingefordert! Alle sitzen
und probieren. Kurze Unterbrechung als
Hinweis zur Zusammenarbeit, hier als
Anfrage bei jeder Gruppe: "Habt ihr einen
Chef?" Die meisten haben einen Chef oder
eine Chefin. "Ihr müsst das nicht haben.
Wenn ihr glaubt, dass einer von euch die
besten Ideen hat, dann ist ein Chef in der
Gruppe ok. Wenn ihr alle Ideen habt,
braucht ihr vielleicht gar keinen
Bestimmer."
Es ist
wichtig, jederzeit einer Gruppe
helfen zu können
In zwei Gruppen verändert sich danach das
Setting deutlich. Die Chefs werden
abgesetzt, Ideen werden reihum geäußert
und ausprobiert. Die Anderen sind
offensichtlich mit ihren Leadern
zufrieden. In einer Gruppe ist ständig ein
Junge unterwegs, um sich immer neue
Instrumente zu holen. Derweil spielt ein
anderer auf der lautesten Basstrommel mit
voller Kraft "das Instrument, das immer
spielt". Da ansonsten alle gut arbeiten,
gehe ich zum Trommelterroristen und
erkläre ihm, dass "immer spielen" sich nur
auf die gemeinsame Spielphase, auf das
Stück bezieht und außerdem eine geringere
Übungslautstärke im Raum auch ihm gut tun
würde.
Nach acht Minuten kommt die Ansage, dass
noch vier Minuten Zeit übrig sind und es
jetzt
darum geht, einen Anfang und einen Schluss
zu erfinden. Zwei Gruppen fragen nach, wie
man das machen könne. Ich höre ihnen zu
und gebe Hinweise auf die anfangs genannte
Spielregel. Eine nimmt daraufhin das
einmalige Ereignis als Schluss (ein
Gongschlag). Eine andere Gruppe
entscheidet sich als Intro für das
Instrument, das immer spielt (einen
Egg-Shaker).
Nach 12 Minuten kommt das Vorspiel aller
Gruppen. Höraufgabe für die anderen:
"Welches Instrument übernimmt welche
Aufgabe aus der Spielregel?" Dann
außerdem: "Wie hat euch die Musik
gefallen? Habt ihr Ideen, wie man sie noch
ausbauen könnte?" Für die musikalischen
Gruppenarbeitsanfänger hat sich diese
Stunde gelohnt. Auch wenn ein
Methodentraining um der Methode willen
eher nicht anzuraten ist, hilft die
Begleitung der Methodik, die die
SchülerInnen selbstständiger machen soll,
und dies nicht nur in Klassen, wo es hakt.
Verbesserung der Arbeit innerhalb der
Gruppe
Unabdingbar für eine gute Entwicklung der
Gruppenarbeit in einer Klasse ist die
Reflexion der Arbeit selber. Stichworte,
die an der Tafel stehen, helfen bei
Gesamtüberblick. Hier ein paar Beispiele:
1. Was und womit wollen wir
probieren? (im Zusammenhang der
Besprechung)
2. Instrumente holen
3. Der Reihe nach die Klänge
vorstellen
4. Spielregel sagen, sofort
ausprobieren (kein Nein! Erst nach dem
Spiel eine andere Idee
probieren)
5. Stück zusammensetzen
6. Anfang und Schluss finden
7. Ganzes Stück spielen!
Zufrieden?
8. Üben = Wiederholen! Klappt es?
9. Präsentation (Vorspiel)
Anhand dieser Liste kann man
nachvollziehen, was gut geklappt hat oder
schwierig war. Wenn z. B. erstens oder
drittens übersprungen wurden, fehlen
wichtige Konzeptbausteine, weil nicht
jeder informiert war, was die Anderen
vorhatten. Fehlt Nummer vier, leidet die
Arbeit oft unter lergebnislosen
Diskussionen. Ohne Nummer sechs wird die
Präsentation schwierig, denn es fehlt der
Durchblick aller für den Anfang und das
Ende. Stattdessen wird dann an der
falschen Stelle (beim Vorspiel) weiter
diskutiert.
Präsentation
- Feedback - neue Motivation
Eine gute (= dem Vorhaben angemessene)
Präsentation hat einen klaren Ort, einen
übersichtlichen Aufbau der Instrumente,
entweder auf einer Bühne, einem
improvisierten "Bühnenplatz" vor der
Klasse oder am Platz, wo gearbeitet wurde,
wenn das nicht anders geht. Sie muss in
Ruhe beginnen, so dass auch ein Fremder
erkennen kann: Hier wird etwas
vorgeführt. Da die Zuhörer und Zuschauer
in der Regel die gleiche Aufgabe hatten
wie die präsentierende Gruppe, sind alle
Experten und können der Sache folgen.
Notfalls gibt man Höraufgaben: "Gab es
einen Anfang? Wie war er? Gab es einen
Schluss? Wie war der? Hatten Anfang und
Schluss etwas mit dem Stück zu tun? Waren
die Spielregeln des Stücks erfüllt? Gab
es originelle Ideen? Wie war die
Körperhaltung? Gab es Bewegtes bzw.
Szenisches als Ergänzung? Könnte man dem
Stück einen Titel geben?" Feedbacks und
Nachfragen zur Sache sind sehr wichtig,
damit die Arbeit eine abschließende
Würdigung findet. Sie erhöhen auch die
Motivation für eine weitere ähnliche
Arbeit. Eines
der wichtigsten Merkmale guten Unterrichts
ist, dass die SchülerInnen persönlich
vorkommen. Gestaltungsaufgaben wie "In
Gruppenarbeit ein Musikstück erfinden"
sind dafür geradezu prädestiniert. Die
Auseinandersetzung von SchülerInnen mit
dem Instrumentarium und dem musikalischen
Material kann sich in dieser Arbeit so
verdichten, dass jegliches sinnerfülltes
Musizieren gestärkt wird, indem die
Tätigkeit des Spielens und Entwickelns
auch bei fremden Stücken als eine ganz
eigene empfunden werden kann.
Bewertung
Gruppenarbeit ist ein Mittel für soziales
Lernen und Differenzierung im Unterricht,
aber ein schwieriges Terrain um
traditionelle Bewertungen unterzubringen.
Im Kontext Schule, wo Bewertungen
angeblich etwas über Leistung und
Lernfortschritt aussagen, kann
Gruppenarbeit nicht ganz ohne Bewertung
auskommen. Andererseits ist die
Ziffernzensur wie bei einem individuellen
Leistungstest bei dieser Arbeit noch
fragwürdiger ohnehin, denn Gruppenarbeit
ist im Kern ein sozialer Akt, während die
Zensur einem Konkurrenz- und
Vergleichsraster unterliegt. Wichtige
Fragen in diesem Zusammenhang sind z. B.:
•
Wie können wir das Produkt den Einzelnen
zuschreiben? Ein gutes Gruppenergebnis ist
mehr als die Summe seiner Teile.
•
Woran lässt sich ablesen, welchen Anteil
ein Einzelner am Gruppenergebnis haben?
•
Gibt es Leistungen während des Prozesses,
die sich im Ergebnis nicht wiederfinden?
Eine annähernd vernünftige Beurteilung
von Gruppenarbeit kommt dann zustande,
wenn wir uns einen Maßstab aus mehreren
Kategorien zurechtlegen und wenn zu
unserer Einschätzung von Anfang an auch
die Selbstbeurteilung kommt. Eine Zensur
als Abschluss dieser Arbeit kann nicht in
Frage kommen, weil wir zu viele nicht
transparente Parameter benötigen würden.
Trotzdem können wir SchülerInnen Hinweise
geben, wie wir das Ganze einschätzen, was
die jeweilige Arbeit gebracht hat.
Wir müssen, wenn wir Gruppenarbeit
motivierend ein- und weiterführen wollen,
neben den Ergebnissen auch die Qualität der
Arbeit selbst würdigen. Die Kinder sollen
ihrerseits die Einschätzung der eigenen
Arbeit von Anfang an lernen. Nicht jede
Gruppenarbeit braucht am Ende eine Zensur.
Wir lernen für uns, für das Miteinander
(Gruppenarbeit) und für den musikalischen
Ausdruck (musikalische Gruppengestaltung).
Die Kriterienliste für Bewertungen wird
für jede Arbeit sicher unterschiedlich
gewichtet sein. Mal ist der Prozess des
Entwickelns, der Zusammenarbeit usw. mehr,
mal weniger im Vordergrund. Mal spiegeln
sich im Ergebnis mehr oder weniger neu
gelernte Instrumentaltechniken oder
geschickt eingebaute Rhythmen aus dem
vorherigen Unterricht usw. Mal ist
Originalität ein wichtiges (subjektives,
aber für ästhetische Produkte
mitentscheidendes) Kriterium. Zu jedem
Punkt, der für eine abschließende Bewertung
eine Rolle spielt, kann man mit Plusund
Minuszeichen arbeiten, auch Doppelplus für
besondere Leistungen oder für ein sehr
gutes Ergebnis beim stark gewichteten Aspekt
der Aufgabe. Die Addition der Punkte fällt,
wenn sie mit der Aufgabe übereinstimmt,
meist mit der spontanen Einschätzung
zusammen, macht diese aber für alle
Beteiligten transparenter.
Die Schülerin bzw. der Schüler...
hat seine Zeit gut eingeteilt,
hat eigene Ideen eingebracht,
hat Ideen von anderen gut umgesetzt,
fand eine treffende Wortwahl bei der
Erarbeitung und bei Vorschlägen,
hat nachgefragt wenn nötig,
fand Lösungsvorschläge bei Konflikten,
fand ein gutes zeitliches Verhältnis von
Absprachen und Instrumentalspiel,
fand eine adäquate Instrumentierung,
ging gut mit Instrumenten um,
fand eine gute Übungslautstärke,
konnte sich gut auf das Ergebnis ausrichten,
konnte die Qualität der Arbeit einschätzen.
Die Gruppe bzw. die Mitglieder der Gruppe...
wählten einen geeigneten Präsentationsort,
setzten einen deutlichen Beginn,
setzten einen deutlichen Schluss,
präsentierten eine klare Struktur des
Stücks,
setzten die Aufgabe gut um,
fanden ggf. Alternativen,
verfügten über Spieltechnik,
konnten komplexe Strukturen spielen,
setzten frühere Verbesserungsvorschläge um,
konnte die Qualität der Arbeit einschätzen.
So könnte eine Liste aussehen, die mit
Zeichen für jeden Schüler angefüllt
werden kann. Kriterien, die die ganze Gruppe
betreffen, sind wichtig, denn die Gruppe
definiert eine eigene Qualität. Es braucht
aber zur Bewertung eine Mehrzahl an
individuellen Merkmalen, damit der Anteil
der Einzelnen adäquat gewürdigt werden
kann.