Meinhard Ansohn
Tick - tick - tick - tick


MiG 1-201

Ein Reaktionsspiel mit Rhythmus

Kleine Übungen zu rhythmischer Gestaltung (Erfindungskraft), instrumentalen Techniken
(Motorik und Materialgefühl) und Timing (Puls und Wahrnehmung) eignen sich gut für das kleine Training zwischendurch. Dies ist eine kleine Übung für den Alltag, für die Vertretungsstunde, die Kraft für mehr entwickeln könnte, aber auch Kinder mitnimmt, die vieles nicht "schaffen".


Beispiel für einen Ablauf

Ich komme in die zweite Klasse, habe eine kleine Trommelscheibe (Soundshape) und einen Schlägel in der Hand. Wir setzen uns in den Kreis und dann zeige ich: "Ich habe euch heute ein Spiel mitgebracht. Zwei Klänge spielen mit." Dann spiele ich vier Viertel auf dem Holzrand und vier Achtel und eine Halbe auf dem Fell. "Könnt ihr das klatschen?" Die Kinder klatschen. Dann spiele ich acht Achtel auf dem Holzrand und zwei Viertel und eine Halbe auf dem Fell. Die Kinder klatschen auch das. Falls sie es nicht von allein tun: "Probiert das mal!" "Das waren verschiedene Sachen, oder?" Die Kinder beschreiben, was sie gehört haben, manche vielleicht genau, viele wohl eher allgemein, schnell und langsam, viel und wenig, hell und dunkel …

Die Spielregel
Ich spiele noch einmal das erste Rhythmusmotiv und gebe mit dem Arm einen stummen Impuls zum Nachklatschen. Dann das zweite Motiv. Ich sage: "Da scheint eine Spielregel drin zu stekken." Eventuell muss ich noch ein- oder zweimal spielen. Es kann (soll) darauf hinauslaufen, dass jemand meine rhythmische Figur so oder ähnlich beschreibt: "Immer wenn du langsam am Rand spielst, spielst du schnell auf der Trommel. Und wenn du schnell am Rand spielst, spielst du langsam auf der Trommel."

Rhythmussilben
Nun gebe ich den Klängen Namen: Langsame Viertel am Rand heißen "tick", schnelle Achtel am Rand heißen "ticke". Trommelschläge heißen "bum". Was müsste ich nach den vier "ticks" spielen? Und was nach den vier "tikkes"? Die Antwort auf "tick-tick-tick-tick" ist schnell: "bumbumbumbumbum". Die Antwort auf "ticke-ticke-ticke-ticke" ist "bum – bum – bum". Wenn das ein paar Kinder definitiv wissen, spiele ich nur den ersten Teil (Randschläge) und sie antworten mit den Silben. Mehrmals, nicht ausrechenbar, schnelle Reaktion ist gefragt.

Alle machen mit
Dann habe ich "zufälligerweise" noch mehr Soundshapes im Schrank. Einzelne Kinder bekommen sie in die Hand und antworten mit den Trommeln, während die anderen weiter
die Silben sprechen oder auf den Oberschenkeln den Rhythmus mitschlagen. Nun kann auch ein Kind das Randspiel mit "tick" oder "ticke" übernehmen und die Klasse antwortet.
Zum Schluss gibt es ein Partnerspiel, wo Kinder sich zu zweit eine Folge ausdenken können, entweder genau festgelegt oder als Reaktionsspiel füreinander mit eigenen Herausforderungen, die z. B. darin bestehen können, dass direkt nach dem Nachspielen zum Vormachen gewechselt wird. "Probiert es aus und zeigt uns dann euer Stück."


Inklusive Gedanken zum Spiel

Ohne Timing kein gemeinsames Musizieren! Deshalb ist im Musikunterricht jede Aktion
sinnvoll, in der spielerisch oder gezielt am Timing gearbeitet wird. Trotzdem gibt es Kinder, die bei "viel und wenig" oder "schnell und langsam" stehenbleiben. Wenn viele davon in einer Klasse sind, dann kommt man nur sehr langsam zu einem gemeinsamen Puls (Metrum, Zeitmaß, Timing, Taktschlag oder Grundschlaggefühl). Teilhabe an diesem Spiel ist dann trotzdem möglich, denn "viel" ist schon mal eine gut erkannte und legitime Antwort auf "wenig".
Andererseits gibt es Schulen und dort lernende Kinder, wo auf völlig anderem Niveau musiziert wird. Dort verhilft ein solches Spiel mit Spaß und Lernzuwachs zum besserem aufeinander Hören und trainiert das Rhythmusgefühl. Dort, wo andere Lernsilben vorhanden sind, kann statt "tick" und "bum", auch "tip" und "tup" oder sonst etwas Passendes verwendet werden. Wer eine Art "Rhythmus des Monats" als Ritual im Unterricht benutzt, kann aus diesem Spiel einen solchen Rhythmus festlegen und üben. Wer gern Wörter rhythmisiert, kann aus den Rhythmen neue Wortfolgen gewinnen.
Eine Anwendung der beiden Rhythmen aus diesem Spiel lässt sich anregen, indem eine abgesprochene rhythmische Folge aus den zwei Takten festgelegt wird und dann zu aktueller Musik ausprobiert wird. Eine Musik, die die Kinder gern hören, gerade auch aus den oberen Grundschulklassen, kann so rhythmisch begleitet und in ihrer Taktstruktur deutlich erfahren werden. Nah an der Musik der Kinder sein und dabei als Experte etwas dazugeben dürfen, ist eine angenehme Arbeit – für alle Beteiligten.