Ich
komme in die zweite Klasse, habe eine
kleine Trommelscheibe (Soundshape) und
einen Schlägel in der Hand. Wir setzen uns
in den Kreis und dann zeige ich: "Ich habe
euch heute ein Spiel mitgebracht. Zwei
Klänge spielen mit." Dann spiele ich vier
Viertel auf dem Holzrand und vier Achtel
und eine Halbe auf dem Fell. "Könnt ihr
das klatschen?" Die Kinder klatschen. Dann
spiele ich acht Achtel auf dem Holzrand
und zwei Viertel und eine Halbe auf dem
Fell. Die Kinder klatschen auch das. Falls
sie es nicht von allein tun: "Probiert das
mal!" "Das waren verschiedene Sachen,
oder?" Die Kinder beschreiben, was sie
gehört haben, manche vielleicht genau,
viele wohl eher allgemein, schnell und
langsam, viel und wenig, hell und dunkel …
Die Spielregel
Ich spiele noch einmal das erste
Rhythmusmotiv und gebe mit dem Arm einen
stummen Impuls zum Nachklatschen. Dann das
zweite Motiv. Ich sage: "Da scheint eine
Spielregel drin zu stekken." Eventuell
muss ich noch ein- oder zweimal spielen.
Es kann (soll) darauf hinauslaufen, dass
jemand meine rhythmische Figur so oder
ähnlich beschreibt: "Immer wenn du langsam
am Rand spielst, spielst du schnell auf
der Trommel. Und wenn du schnell am Rand
spielst, spielst du langsam auf der
Trommel."
Rhythmussilben
Nun gebe ich den Klängen Namen: Langsame
Viertel am Rand heißen "tick", schnelle
Achtel am Rand heißen "ticke".
Trommelschläge heißen "bum". Was müsste
ich nach den vier "ticks" spielen? Und was
nach den vier "tikkes"? Die Antwort auf
"tick-tick-tick-tick" ist schnell:
"bumbumbumbumbum". Die Antwort auf
"ticke-ticke-ticke-ticke" ist "bum – bum –
bum". Wenn das ein paar Kinder definitiv
wissen, spiele ich nur den ersten Teil
(Randschläge) und sie antworten mit den
Silben. Mehrmals, nicht ausrechenbar,
schnelle Reaktion ist gefragt.
Alle machen mit
Dann habe ich
"zufälligerweise" noch mehr
Soundshapes im Schrank. Einzelne
Kinder bekommen sie in die Hand
und antworten mit den Trommeln,
während die anderen weiter
die Silben sprechen oder auf den
Oberschenkeln den Rhythmus
mitschlagen. Nun kann auch ein
Kind das Randspiel mit "tick" oder
"ticke" übernehmen und die Klasse
antwortet.
Zum Schluss gibt es ein
Partnerspiel, wo Kinder sich zu
zweit eine Folge ausdenken können,
entweder genau festgelegt oder als
Reaktionsspiel füreinander mit
eigenen Herausforderungen, die z.
B. darin bestehen können, dass
direkt nach dem Nachspielen zum
Vormachen gewechselt wird.
"Probiert es aus und zeigt uns
dann euer Stück." |
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Inklusive
Gedanken zum Spiel
Ohne Timing kein gemeinsames Musizieren!
Deshalb ist im Musikunterricht jede
Aktion
sinnvoll, in der spielerisch oder
gezielt am Timing gearbeitet wird.
Trotzdem gibt es Kinder, die bei "viel
und wenig" oder "schnell und langsam"
stehenbleiben. Wenn viele davon in einer
Klasse sind, dann kommt man nur sehr
langsam zu einem gemeinsamen Puls
(Metrum, Zeitmaß, Timing, Taktschlag
oder Grundschlaggefühl). Teilhabe an
diesem Spiel ist dann trotzdem möglich,
denn "viel" ist schon mal eine gut
erkannte und legitime Antwort auf
"wenig".
Andererseits gibt es Schulen und dort
lernende Kinder, wo auf völlig anderem
Niveau musiziert wird. Dort verhilft ein
solches Spiel mit Spaß und Lernzuwachs
zum besserem aufeinander Hören und
trainiert das Rhythmusgefühl. Dort, wo
andere Lernsilben vorhanden sind, kann
statt "tick" und "bum", auch "tip" und
"tup" oder sonst etwas Passendes
verwendet werden. Wer eine Art "Rhythmus
des Monats" als Ritual im Unterricht
benutzt, kann aus diesem Spiel einen
solchen Rhythmus festlegen und üben. Wer
gern Wörter rhythmisiert, kann aus den
Rhythmen neue Wortfolgen gewinnen.
Eine Anwendung der beiden Rhythmen aus
diesem Spiel lässt sich anregen, indem
eine abgesprochene rhythmische Folge aus
den zwei Takten festgelegt wird und dann
zu aktueller Musik ausprobiert wird.
Eine Musik, die die Kinder gern hören,
gerade auch aus den oberen
Grundschulklassen, kann so rhythmisch
begleitet und in ihrer Taktstruktur
deutlich erfahren werden. Nah an der
Musik der Kinder sein und dabei als
Experte etwas dazugeben dürfen, ist eine
angenehme Arbeit – für alle Beteiligten.